ειδικού επιστήμονα στην ιστορία της οικονομίας Albrecht Ritsch
(καθηγητή oικονομικής ιστορίας στο LSE) στο γερμανικό περιοδικό “Der
Spiegel” τονίζεται, ότι η Γερμανία δεν πρέπει να ξεχνά ότι οφείλει την
ευημερία της στο γεγονός, ότι η διεθνής κοινότητα, κυρίως με πρωτοβουλία
των ΗΠΑ, αποφάσισε να περικόψει το μεγαλύτερο μέρος του χρέους της
Γερμανίας κατά τον πρώτο και δεύτερο Παγκόσμιο πόλεμο. Η Γερμανία
χαρακηρίζεται μάλιστα ως “ο μεγαλύτερος χρεοφειλέτης του εικοστού
αιώνα”.
δεν τονίζεται ούτε στην Ελλάδα ουτε στη Γερμανία. Μεταξύ άλλων και για
τον λόγο αυτό ο Α. Ritschl σημειώνει ότι το χρέος της Ελλάδας, το οποίο
θεωρείται ασήμαντο σε σχέση με το αντίστοιχο της Γερμανίας μετά τους
δύο Παγκοσμίους Πολέμους πρέπει να αντιμετωπιστεί με επιείκεια, τόσο από
τη Γερμανία, όσο και από το σύνολο της Ευρωζώνης για το καλό της
Γερμανίας, αλλά και της Ευρωζώνης.
οι πολιτικοί της χώρας δεν χρησιμοποιούν τα παραπάνω επιχειρήματα των
ίδιων των Γερμανών, προκειμένου να επιτύχουν άμεση και αποφασιστική
μείωση του ελληνικού χρέους; Μήπως αγνοούν την πολιτική και οικονομική
ιστορία; ή δεν θέλουν απλά να ασχοληθούν σοβαρά με το ζήτημα;
“Deutschland ist der größte Schuldensünder des 20. Jahrhunderts”
Griechenlands Pleitekarriere
lässt sich nicht überbieten? Doch – von Deutschland, sagt der
Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl im Interview. Er warnt: Die
Bundesrepublik muss sich in der Euro-Krise zügeln, sonst könnte sich die
Stimmung gegen das Land drehen.
tritt in der Debatte über weitere finanzielle Hilfen für Griechenland
wie ein Besserwisser auf. Die Bundesregierung handelt mit ihrer
Unnachgiebigkeit nach dem Motto “Geld für euch gibt es nur, wenn ihr das
macht, was wir verlangen.” Ist diese Haltung gerechtfertigt?
Ritschl:Nein, dafür gibt es keine Grundlage.
SPIEGEL ONLINE: Das dürften die meisten Deutschen anders sehen.
Ritschl: Das mag sein,
aber Deutschland hat im 20. Jahrhundert die wohl größten Staatspleiten
der jüngeren Geschichte hingelegt. Ihre heutige finanzielle Stabilität
und ihren Status als Oberlehrer Europas verdankt die Bundesrepublik
allein den USA, die sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg auf sehr viel Geld verzichtet haben. Das wird leider immer wieder vergessen.
SPIEGEL ONLINE: Was genau ist damals passiert?
Ritschl: Die Weimarer Republik
hat von 1924 bis 1929 auf Pump gelebt und sich das Geld für ihre
Reparationsleistungen des Ersten Weltkriegs von Amerika geborgt. Diese
Kreditpyramide krachte in der Wirtschaftskrise 1931 zusammen. Das Geld
war weg, der Schaden für die USA gigantisch, der Effekt auf die
Weltwirtschaft verheerend.
SPIEGEL ONLINE: Ähnlich war es nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ritschl: Da hat Amerika
gleich dafür gesorgt, dass nicht wieder hohe Reparationsansprüche an
Deutschland gestellt wurden. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle
solchen Forderungen auf die lange Bank geschoben, bis zu einer künftigen
Wiedervereinigung.
Für Deutschland ist das lebenswichtig gewesen, es war die eigentliche
finanzielle Grundlage für das Wirtschaftswunder. Zugleich mussten aber
die Opfer der deutschen Besetzung in Europa verzichten, darunter auch
die Griechen.
SPIEGEL ONLINE: In der
jetzigen Krise sollte Griechenland zunächst 110 Milliarden Euro von den
Euro-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds bekommen. Jetzt soll
ein weiteres Rettungspaket verabschiedet werden, das ähnliche
Dimensionen haben dürfte. Es geht also um sehr viel Geld. Wie groß waren
denn die deutschen Staatspleiten?
Ritschl: Gemessen
jeweils an der Wirtschaftsleistung der USA war allein der deutsche
Schuldenausfall in den dreißiger Jahren so bedeutsam wie die Kosten der
Finanzkrise von 2008. Im Vergleich dazu ist das griechische
Zahlungsproblem eigentlich unbedeutend.
SPIEGEL ONLINE: Mal angenommen, es gäbe ein globales Ranking der Pleitekönige. Auf welchem Platz würde Deutschland landen?
Ritschl: Deutschland ist
Schuldenkaiser: Nach der Schadenshöhe im Vergleich zur
Wirtschaftsleistung gerechnet ist Deutschland der größte Schuldensünder
des 20. Jahrhunderts – wenn nicht überhaupt der jüngeren Finanzgeschichte.
SPIEGEL ONLINE: Selbst Griechenland kann nicht mit uns mithalten?
Ritschl: Nein, das Land spielt an sich eine nebensächliche Rolle. Nur die Ansteckungsgefahren auf andere Euro-Länder sind das Problem.
SPIEGEL ONLINE: Die Bundesrepublik gilt als Inbegriff der Stabilität. Wie oft war Deutschland denn insgesamt pleite?
Ritschl: Das kommt
darauf an, wie man rechnet. Allein im vergangenen Jahrhundert mindestens
drei Mal. Nach dem ersten Zahlungsausfall in den dreißiger Jahren wurde
der Bundesrepublik 1953 von den USA ein Schuldenschnitt – im Englischen
“Haircut” – verpasst, der das Schuldenproblem von einem voluminösen
Afro-Look auf eine Vollglatze reduzierte. Seitdem stand Deutschland
glänzend da, während sich die anderen Europäer mit den Lasten des
Weltkriegs und den Folgen der der deutschen Besetzung abrackerten. Und
selbst 1990 kam es noch zu einem Schuldenausfall.
SPIEGEL ONLINE: Wie bitte?
Ritschl: Ja, der damalige Kanzler Helmut Kohl
weigerte sich damals, das Londoner Abkommen von 1953 umzusetzen. Darin
war festgeschrieben, dass die deutschen Reparationszahlungen aus dem
Zweiten Weltkrieg im Falle einer Wiedervereinigung neu geregelt werden.
Man hat nur die Bedienung kleiner Restbeträge abgewickelt. Dabei ging es
aber um minimale Summen. Reparationen hat Deutschland nach 1990 nicht
gezahlt – von den Zwangsarbeiterentschädigungen mal abgesehen – und auch
die im Zweiten Weltkrieg aus den besetzten Ländern herausgepressten
Kredite und Besatzungskosten nicht getilgt. Auch gegenüber Griechenland
nicht.
SPIEGEL ONLINE: Anders
als 1953 in Deutschland geht es bei der aktuellen Diskussion über die
Rettung Griechenlands ja weniger um einen “Haircut” als vielmehr um eine
Verlängerung der Laufzeiten der Staatsanleihen, also eine “weiche
Umschuldung”. Kann man dann überhaupt von einer drohenden Pleite
sprechen?
Ritschl: Auf jeden Fall.
Selbst wenn ein Land nicht zu hundert Prozent blank ist, kann es pleite
sein. Genau wie in den fünfziger Jahren im Falle Deutschlands ist es
illusorisch zu glauben, die Griechen könnten ihre Schulden jemals
alleine abtragen. Und wer das nicht schafft, ist eben pleite. Nun muss
festgelegt werden, wie hoch die Ausfallquote der Staatsanleihen ist, auf
wie viel Geld die Gläubiger des Landes also verzichten müssen. Es geht
dabei vor allem darum, den Zahlmeister zu finden.
SPIEGEL ONLINE: Der größte Zahlmeister dürfte Deutschland sein.
Ritschl: Darauf läuft es
wohl hinaus, aber wir waren auch reichlich sorglos – und unsere
Exportindustrie hat von den Aufträgen gut gelebt. Die
Anti-Griechenland-Stimmung, die in vielen deutschen Medien verbreitet
wird, ist hochgefährlich. Und wir sitzen im Glashaus: Nur durch den
weitgehenden Schulden- und Reparationsverzicht seiner Kriegsopfer aus
dem Zweiten Weltkrieg ist Deutschlands Wiederaufstieg möglich geworden.
SPIEGEL ONLINE: Deutschland sollte sich also mehr zurückhalten?
Ritschl: Deutschland hat
im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege begonnen, den zweiten davon als
Vernichtungs- und Ausrottungskrieg geführt – und anschließend haben die
Feinde die Reparationszahlungen ganz oder in beträchtlichem Umfang
erlassen. Dass die Bundesrepublik ihre wirtschaftliche Blüte der Gnade
anderer Völker verdankt, hat auch in Griechenland niemand vergessen.
SPIEGEL ONLINE: Wie meinen Sie das?
Ritschl:Die Griechen
kennen die feindlichen Artikel aus deutschen Medien sehr gut. Wenn die
Stimmung im Land umschlägt, alte Forderungen nach Reparationszahlungen
laut und auch von anderen europäischen Staaten erhoben werden und
Deutschland diese je einlösen muss, werden wir alle bis aufs Hemd
ausgezogen. Da könnten wir im Vergleich dankbar sein, Griechenland auf
unsere Kosten luxuszusanieren. Wenn wir hier der Stimmungsmache folgen
und den dicken Emil geben, der die Zigarre pafft und nicht zahlen will,
dann werden irgendwann die alten Rechnungen wieder präsentiert.
SPIEGEL ONLINE:
Wenigstens zum Schluss noch ein paar versöhnliche Töne: Wenn Sie eine
Lehre aus der Geschichte ziehen, welche Lösung wäre derzeit die beste
für Griechenland – und Deutschland?
Ritschl: Die Pleiten
Deutschlands im vergangenen Jahrhundert zeigen: Das Vernünftigste ist,
jetzt einen echten Schuldenschnitt zu machen. Wer Griechenland Geld
geliehen hat, müsste dann auf einen beträchtlichen Teil seiner
Forderungen verzichten. Das würden einige Banken nicht verkraften, also
müsste es neue Hilfsprogramme geben. Für Deutschland könnte das teuer
werden, aber zahlen müssen wir so oder so. Und immerhin hätte
Griechenland dann die Chance auf einen Neuanfang.
Das Interview führte Yasmin El-Sharif
21.06.2011
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/a-769052.html
Βλέπε επίσης σχολιασμό του άρθρου στη γερμανική γλώσσα
http://griechenland-krise.blogspot.com/2011/06/bankrottweltmeister-und.html